Ende, das
Substantiv, Neutrum
a) Stelle, Ort, wo etwas aufhört
b) Zeitpunkt, an dem etwas aufhört; letztes Stadium
mittelhochdeutsch ende, althochdeutsch enti = äußerster räumlicher oder zeitlicher Punkt, eigentlich = vor einem Liegendes
(Duden)
Ich erzähle immer wieder gern, dass meine Schreiberei damit begann, mich an vorgegebenen Stichworten entlang zu hangeln und Geschichten zu schreiben, die nicht den Hauch eines Plots besaßen. Das ist zwar gelogen, umreißt mein größtes Problem als Autorin aber wohl am besten. Als ich mit dem Schreiben anfing, waren Storys nicht das Wichtigste, oftmals hatte ich einfach nur bestimmte Szenen im Kopf, die ich irgendwie zielführend aneinander reihte. Ordentliche Dramaturgie war und ist ein Lernprozess für mich.
Planen und Plotten ist nicht dasselbe, das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis daraus. Ich plane mit Hingabe, verpasse meinen Figuren eine detaillierte Vergangenheit, entwerfe Planeten samt Flora und Fauna, denke mir große Geheimnisse aus, die dramatisch enthüllt werden wollen. Doch all das nützt mir nichts, wenn ich vor dem sprichwörtlichen leeren Blatt Papier sitze und mir überlegen soll, was in welchem Kapitel passiert. Da ist zum einen mein völliger Mangel an Logik, der schon so manches Loch in meine Geschichten gerissen hat, zum anderen mein Widerwille, mir potenzielle Nebenhandlungen zu verbauen.
Wenn es nicht so frustrierend wäre, würde ich es fast schon als Running Gag bezeichnen, dass ich mit schöner Regelmäßigkeit zwischen dem ersten Drittel und der Hälfte eines Romans eine Schreibblockade kriege. Und zwar nicht, weil ich nichts zu sagen hätte, sondern weil ich nicht weiß, in welcher Reihenfolge ich es tun soll. Ist der Leser gelangweilt, wenn dem großen Finale noch ein versöhnliches Ende folgt? Bringe ich den ruhigen Teil vor dem Knall oder nehme ich damit das Tempo raus? Die Vorstellung, dass eine Autorin wie JK Rowling das Ende des siebten (!) Bands von „Harry Potter“ schon Jahre vorher schrieb, ist für mich einfach nur sagenhaft. Unvorstellbar. Bewundernswert.
Der Running Gag bleibt einer, denn nach gut einem Drittel steckt „Dhenari“ derzeit in der Krise. Das aktuelle Kapitel werde ich noch problemlos abschließen können, doch bevor ich den weiteren Verlauf des Plots nicht ausgearbeitet habe, wird es anschließend nicht weitergehen können. Der Witz daran ist, dass ich vor ein paar Tagen diese unglaublich tolle Idee hatte und deshalb das Ende des Romans vorgeschrieben habe. Ja, die letzten zwei Seiten existieren bereits, und das ist ein bisschen absurd, weil da jetzt diese Riesenlücke dazwischen ist. Aber wer weiß, vielleicht hilft es doch, das Ziel so konkret vor Augen zu haben.