Im ersten Teil des Staffelfinales bekommt es der Doctor gleich mit zwei alten Bekannten zu tun. Und vor der Spoilerwarnung mehr zu verraten, wäre diesmal wirklich gemein.
Claras Freund Danny stirbt bei einem Unfall, und völlig verzweifelt will sie den Doctor zwingen, zurückzureisen, um ihn zu retten. Obwohl ihr Plan, ihn zu erpressen, nicht funktioniert, erklärt sich der Doctor bereit, ihr zu helfen und herauszufinden, wo sich Danny jetzt befindet, sei es nun Himmel oder Hölle. Der Weg führt zu einem seltsamen Institut, wo die Toten in Röntgenwasser aufbewahrt werden, damit ihre Seelen im Leben nach dem Tod Ruhe finden. Es gelingt sogar, eine Verbindung zu Danny herzustellen, doch er möchte nicht, dass Clara ihm folgt, weil das hieße, dass sie ebenfalls sterben muss. Derweil brauen sich ganz andere Probleme zusammen, denn offenbar hat der Master, nunmehr Mistress die Toten in Cyberman verwandelt, die die Erde übernehmen sollen.
Heißt es nicht so klug, man solle keinen Zweiteiler nach seiner ersten Folge beurteilen? Ich gebe zu, ich tu mich wirklich schwer, „Dark Water“ unvoreingenommen zu betrachten, denn obwohl ich weiß, dass die Folge eine starke Geschichte hat, die mit viel Gefühl für Tempo und Stimmung umgesetzt wurde, und wirklich großartige schauspielerische Leistungen zeigt, hat’s mir die Enthüllung, dass Missy der als Frau regenerierte Master ist, total verdorben. Nach all dem Lamento aus Fankreisen, wann denn endlich mal der Doctor eine Frau wird, hat sich Moffat wirklich dazu breitschlagen lassen, seinen Erzfeind in eine zu verwandeln? Warum? Kann das bitte nur ein aberwitziges Ablenkungsmanöver und die Lösung irgendwie cool sein?
Doch ich sprach vom Tempo und möchte das gerne vertiefen, denn die Erzählweise der Folge gefiel mir tatsächlich ausgesprochen gut. Es beginnt mit diesem schnellen Wechsel von Szenen, die zeigen, wie Clara die sieben TARDIS-Schlüssel einsammelt und völlig ruhig ihren Plan in die Tat umsetzt, den Doctor zu erpressen, und jenen Szenen im Vulkan, wo sie so verzweifelt ist, dass sie bereit ist, einfach alles zu opfern. Und dann wird die Geschwindigkeit auf einen Schlag komplett rausgenommen und stattdessen eine ruhige und sehr langsame Stimmung erzeugt, als sie das Institut besuchen und sich den Sinn und Zweck dahinter erklären lassen. Dass „Dark Water“ bei diesem extravaganten Tempowechsel nicht auseinanderfällt, ist in erster Linie Peter Capaldi und Jenna Coleman zu verdanken, die einen die Tiefe ihrer Gefühle in jeder Minute spüren lassen. Und wie weit Clara und der Doctor gekommen sind, wenn man an den Start der Staffel zurückdenkt! Obwohl er nicht an ein Leben nach dem Tod glaubt, ist er bereit, es zu versuchen. Nicht, weil ihm Danny etwas bedeutet, sondern weil er für Clara wichtig ist – und sie bedeutet dem Doctor sehr viel.
Was mich zu einer wichtigen Frage bringt: Wird es möglich sein, Danny zurückzubringen? Ich persönlich sehe nicht, wie das gehen soll, denn selbst wenn sie seine Seele wieder aus dem Jenseits herunterladen können, sein Körper ist tot. Und genau hier beginnen die Probleme, denn erinnert ihr euch noch an Orson Pink? Den Astronauten aus „Listen“, der sich als Nachfahre von Danny und Clara herausstellte? Ich weiß, „Doctor Who“ ist die falsche Serie, um nach Logik zu fragen, doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich Moffat hier mehr als üblich in die Ecke geschrieben hat und am Ende alles wieder fürchterlich timey-wimey wird.
Dark Notes. „Do you think I care for you so little that betraying me would make a difference?“ Dieser Satz hat mich ehrlich gesagt zu Tränen gerührt, weil der Doctor die ganze Staffel über damit beschäftigt war, allen zu zeigen, wie wenig er sich um andere kümmert. Dass Danny im Jenseits erst mal Formulare ausfüllen soll, war irgendwie wahnsinnig menschlich. „Doctor Who?“ – „Doctor Chang!“ Also, ich hab gelacht. Und darüber auch: „You have wi-fi in the afterlife?“ – „We have Steve Jobs.“ Großartig auch, wie der Doctor noch so meint, er übersieht irgendwas, und dann sieht man noch mal das Symbol der Firma und plötzlich ist es so was von offensichtlich. „Can you just hurry up, please, or I’ll hit you with my shoe.“
4 von 5 Bananen im Röntgenwasser.