Es gibt dieses Zitat von irgendeinem berühmten Menschen, das sinngemäß aussagt, dass man sein Herz niemals an Dinge hängen soll, sondern nur an andere Menschen. Ich fand diesen Spruch immer ein wenig unsinnig, weil das eigentlich selbstverständlich ist, doch nach meinem gestrigen Abschied von liebgewonnenen Kollegen musste ich wieder daran denken. Soweit ich mich erinnern kann, war ich nie sehr materialistisch veranlagt. Sicher weiß ich den Wert von Dingen zu schätzen und gehe nicht nachlässig damit um, aber wenn mir morgen die Wohnung abbrennen würde, wäre ich höchstens um Geschriebenes, Fotos und persönliche Erinnerungen traurig, nicht jedoch um all den Krempel, den ich besitze. Dinge sind ersetzbar.
Auch wenn es manchmal den Eindruck macht, ich bin kein Misanthrop. Gewiss, ich brauche eine Rückzugsmöglichkeit, das Alleinsein, weil ich nun mal jemand bin, der viel nachdenkt und reflektiert, und weil die Einsamkeit auch irgendwie zum Schreiben dazugehört. Aber ich bin gerne unter Menschen und lerne sie kennen, ich tratsche gern, erzähle Anekdoten, höre Geschichten aus anderer Leute Leben. Deshalb fallen mir Abschiede auch so unendlich schwer. Selbst wenn ich weiß, dass ich mit Leuten weiterhin in Kontakt bleiben werde, schmerzt mich das Wissen, jemanden vielleicht nie wieder persönlich zu treffen. Wenn ich also gestern beim Abschied von den Kollegen in Tränen ausgebrochen bin, dann deshalb, weil sie mir so wahnsinnig ans Herz gewachsen sind und mir die täglichen Gespräche fehlen werden – die Diskussionen über Stoffe und Muster ebenso wie die über Serien oder politische Ereignisse. Ich weiß nicht, ob sie mich genauso vermissen werden wie ich sie, aber ich wünsche ihnen nur das Allerbeste und hoffe, dass sie vielleicht auch die eine oder andere Erinnerung an mich mitnehmen.
Zum Glück bedeutet der Abschied in diesem Fall auch die Aussicht auf etwas Neues. Es wird seine Zeit brauchen, aber ich werde neue Menschen kennenlernen und ins Herz schließen.