Im furiosen Auftakt der zweiten Staffel verliert „Sleepy Hollow“ keine Zeit und handelt in einer Folge so viel ab wie andere Serien in einer halben Staffel. Erstaunlich daran: Das Konzept funktioniert und bringt uns neben Spannung, Witz und neuen historischen Erkenntnissen auch einige wirklich schöne Charaktermomente. Vor Spoilern sei gewarnt!
Mit einem Trick bringt Henry Ichabod und Abbie dazu, ihm zu verraten, dass es einen Schlüssel gibt, mit dem die Regel gebrochen werden kann, dass nur so viele Seelen aus dem Fegefeuer zurückkehren können, wie hineingegangen sind. Nachdem es Ichabod gelungen ist, sich aus seinem Grab zu sprengen, befreit er Jenny aus Henrys Gefangenschaft und macht sich mit ihr auf die Suche nach dem Schlüssel. Nicht nur soll er Moloch keinesfalls in die Hände fallen, er bietet auch eine Möglichkeit, Abbie zu retten. Und die Zeit drängt, denn Moloch ist bereits dabei, eine Armee von Dämonen zu erwecken.
Ich muss sagen, diese Folge hat mich in erster Linie verwirrt. Bereits aus der ersten Staffel wissen wie, dass „Sleepy Hollow“ ein irrsinniges Tempo an den Tag legt und sich nicht mit Unwichtigem aufhält, dennoch war ich anfangs enttäuscht, als es so aussah, als würden sie tatsächlich ein ganzes Jahr überspringen. Es war vielleicht nicht die allerklügste Idee, diese Illusion eine ganze Viertelstunde lang aufrechtzuerhalten, zumal ich gar nicht wissen will, wie viele Fangirls triumphiert haben, als es so aussah, als sei Ichabods Frau tot und der Weg endlich frei für „Ichabbie“. Doch auch danach ging es furchtbar schnell weiter. Ich hatte erwartet, dass sie mindestens ein Drittel der Staffel damit verbringen, Ichabod aus dem Grab und Abbie aus dem Fegefeuer zu befreien, und speziell Ichabods Lage fühlte sich dadurch am Ende auch ein wenig nach Antiklimax an. Welch ein Zufall, dass er sich trotz Baumwurzeln gerade noch genug bewegen kann, und welch ein Zufall, dass er was findet, womit er sein Grab buchstäblich sprengen kann. Davon, dass der Schlüssel gerade zur rechten Zeit kam, möchte ich nicht mal anfangen.
Das Erstaunliche ist, dass das Konzept trotz allem funktioniert. Sicher, es ist schade, dass der Cliffhanger innerhalb einer Folge aufgelöst und der Sache damit ein wenig die Schwere genommen wird. Andererseits ist das auch ein Zeichen dafür, dass die Autoren genau wissen, dass sie noch viel erzählen wollen, und das verspricht eine volle Staffel. Vermutlich geht der Plan auch deshalb auf, weil das Miteinander der Figuren so wunderbar passt. Die erste Viertelstunde ist glaubwürdig, weil sie zeigt, dass Ichabod und Abbie durch den vermeintlichen Verlust von Katrina und Jenny noch enger zusammengeschweißt werden, und sie dient auch als Motivationsschub für Ichabod, der sich im Leben nicht dazu überreden lassen würde, Abbie im Fegefeuer zurückzulassen (nicht mal, wenn sie darauf besteht). So gesehen fungiert die Folge als Einleitung recht gut, wenngleich es „Sleepy Hollow“ meiner Meinung nach ganz gut tun würde, nach und nach aus dem bewährten Schema einer Mission pro Folge auszubrechen.
Da ist es schon beinahe Ironie, dass Katrina wie schon in der ersten Staffel wieder eine Gefangene ist, nun allerdings nicht mehr im Fegefeuer, sondern bei ihrem früheren Verlobten Abraham, auch bekannt als Kopfloser Reiter. Eine interessante Neuerung ist, dass dieser nun mithilfe der Kette, die er ihr einst geschenkt hat, die Illusion erzeugen kann, dass er einen Kopf hat. Zugegeben, anhand seiner in der ersten Staffel etablierten Motivation ist irgendwie verständlich, dass er Katrina zurückerobern will, aber kann er wirklich glauben, dass ihm das gelingt? Denn Illusion hin oder her, am Ende hat er nun mal keinen Kopf. Aber diese Wendung ist auch in anderer Hinsicht interessant, denn nun, da Abrahams Wunsch erfüllt wurde, welchen Grund sollte er da noch haben, für Moloch zu arbeiten? Nicht, dass ich behaupte, dass er zum Verbündeten der guten Seite wird, das wäre angesichts seiner Vergangenheit mit Ichabod doch eher unglaubwürdig, aber womöglich ist ihm der Kampf nun nicht mehr das Wichtigste?
„Do we just stare at it?“ Bei Erstankündigung trug die Folge noch den Titel „Hellfire“. Und unter uns, bei „This is War“ musste ich auch die ganze Zeit an das Album von 30 Seconds to Mars denken. Benjamin Franklin war Nudist, ich wette, das steht in keinem Geschichtsbuch. Der Vorspann war minikurz, bleibt das jetzt so? Auch wenn’s eine Illusion war, dass Henry Informationen im Tausch gegen Topfpflanzen liefert, war das irgendwie sehr passend. An einer Stelle wird Deutsch geredet, ich hab’s ehrlich nicht gemerkt, weil es so schlecht war. War ja klar, dass der Speicher des Handys ausgerechnet dann voll ist, wenn Ichabod eine Nachricht für die Nachwelt aufnehmen will. Und er muss wirklich lernen, wie man Auto fährt, obwohl sein entschuldigender Blick zu Jenny, als er mit dem Krankenwagen reinrauscht, schon irgendwie süß war. Apropos, diese Umarmung, als sich Ichabod und Abbie mithilfe von Molochs Spiegel wiedersehen – schmacht! Und sie erkennt den falschen Ichabod daran, dass er sie „Lieutenant“ statt „Leftenant“ nennt, so zahlt sich diese Eigenart also endlich einmal aus.
4 ½ von 5 Bananen im Tausch gegen Topfpflanzen.