Machen wir’s kurz, „Listen“ ist so ziemlich die beste Folge seit langem und nimmt sich dabei nicht nur erneut einer bekannten Kinderangst an, sondern erzählt seine Geschichte in bester Zeitreise-Manier komplett durcheinander. Warnung vor dem Spoiler!
Clara hat ihr erstes Date mit Danny, doch leider läuft es nicht besonders erfolgreich, am Ende stürmt sie wütend davon – und zu Hause direkt dem Doctor in die Arme. Er behauptet, dass jeder irgendwann in seinem Leben denselben Traum hat, dass jemand oder etwas unter dem Bett ist, und dass es womöglich ein Wesen gibt, dessen Existenz einzig darauf beruht, sich zu verstecken und nie gesehen zu werden. Er verbindet Clara mit dem telepathischen Feld der TARDIS, damit sie sie zu dem Punkt in ihrem Leben führen kann, an dem sie diesen Traum hatte, doch ein Anruf von Danny bringt sie aus dem Konzept, so dass sie am Ende in dessen Kindheit landen.
Keine Inhaltsangabe kann dieser Folge gerecht werden. Ich war von der ersten bis zur letzten Minute dermaßen gefesselt und hatte hinterher schon lange nicht mehr so viele Notizen. Es ist nicht allein die Tatsache, dass sich Moffat erneut eine grundlegende Kinderangst herausgepickt und diese sehr atmosphärisch inszeniert hat, sondern auch, dass „Doctor Who“ einmal mehr der Prämisse gerecht wird, dass eine Serie über Zeitreisen seine Geschichten nicht unbedingt chronologisch erzählen muss.
Dinge, die wir in der Kindheit erleben, prägen uns unser Leben lang – etwas, was zuerst Clara, später dann auch der Doctor erkennt. Es ist Clara, die durch die ungeplante Reise in Dannys Vergangenheit im Geist des Jungen die Gewissheit verankert, dass ihn seine Spielzeug-Soldaten beschützen. Es ist dieselbe Clara, die zuvor noch abschätzig über Dannys Vergangenheit bei der Armee dachte. Weit interessanter ist natürlich die Reise in die Kindheit des Doctors, als Clara unfreiwillig zum Monster unterm Bett wird und dem Jungen schließlich den guten Rat gibt, dass Angst keine Schwäche ist, sondern in Wirklichkeit eine Superkraft, weil sie uns aufmerksamer macht. Es ist dieselbe Weisheit, die der Doctor später (infolge der Erzählweise der Folge allerdings für uns vorher) an Danny weitergibt. So erhalten wir immer mehr Puzzlestücke, die sich erst nach und nach zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen.
Das vielleicht Spannendste an „Listen“ ist, dass wir eigentlich nicht wissen, was passiert ist. Gab es jemals das Monster unterm Bett oder war es von Anfang an nichts als Einbildung? Der Doctor formuliert es zu Beginn der Folge so: Gäbe es die perfekte Tarnung, so wüssten wir es nicht, denn wir würden das Wesen nie sehen. Doch zum Schluss wissen wir, dass seine eigene Erfahrung des Monsters unterm Bett nur auf Claras Besuch in der Vergangenheit beruht. Wir erfahren nicht, wer oder was bei Danny unter der Decke war, ob es tatsächlich nur ein anderes Kind war, das ihn ärgern wollte, oder aber besagtes Wesen. Es ist mutig, die Geschichte so offen zu lassen, es ist vor allem erneut ein Zeichen dafür, dass „Doctor Who“ längst schon keine Geschichten mehr für Kinder erzählt.
Read. „Why do you have three mirrors? Why don’t you just turn your head?“ Ich bin mir nicht sicher, der Kommentar des Doctor über das abgenommene Make-up, war das ein Witz oder hat er wirklich kein Gefühl dafür, wann ein Mensch attraktiv oder in Claras Fall aufgehübscht ist? „Have you seen the size of a human brain? It’s hilarious.“ Der Doctor nennt es Dad Skills: „Once upon a time … the end.“ Dass das zwischen Clara und Danny was Ernstes wird, steht nach dieser Folge außer Frage. Sehr stimmungsvoll auch der Moment, als sie am Ende des Universums anlangen: „Listen.“ – „To what?“ – „Nothing.“ Clara nimmt dem Doctor das Versprechen ab, dass er niemals nachsehen wird, wo sie waren. Außerdem: „I’m against hugging.“
5 von 5 Bananen unterm Bett.