„How do you get into a Dalek’s head?“ fragt Clara, bevor ihr der Doctor erklärt, dass er das nicht metaphorisch meinte. Die Zwei werden auf Miniaturgröße geschrumpft und erkunden das Innere eines verrückt gewordenen Daleks. Das ist „Doctor Who“, und ich warne höflich vor Spoilern!
Der Doctor wird von einer militärischen Einheit um Hilfe mit einem verletzten Dalek gebeten, der offenbar eine Fehlfunktion hat und darauf besteht, dass alle Daleks sterben müssen. Er, Clara und einige Soldaten werden daraufhin auf Miniaturgröße geschrumpft und steigen in den Dalek ein, um die Ursache für sein seltsames Verhalten zu finden und zu verhindern, dass er an seinen Verletzungen stirbt. Der Dalek erzählt, dass er die Geburt eines Sterns gesehen und darin Schönheit erkannt hat. Sie finden heraus, dass ein radioaktives Leck den Dalek vergiftet, doch nachdem der Doctor das Problem behoben hat, erholt sich der Dalek und will plötzlich wieder alle Menschen töten.
Ich muss gestehen, ich bin von vornherein mit einer gewissen Skepsis an die Folge herangegangen, weil ich zuvor schon einige eher durchwachsene Meinungen gehört hatte und es generell nicht so mit den Dalek-Folgen hab. Aber am Ende war es nicht so sehr die absurde Ausgangsidee, die mich die ganze Zeit gestört hat, sondern die Frage, was der ganze Unsinn eigentlich soll. Vielleicht hab ich auch was Entscheidendes verpasst, aber wieso genau sollte der Doctor eigentlich verhindern, dass der Dalek stirbt? Die ganze Story war in meinen Augen nur ein Vehikel für einige durchaus nicht uninteressante Überlegungen zum Thema Gut und Böse, die aber leider viel zu schnell abgehandelt wurden.
Was mich mit „Into the Dalek“ mehr oder weniger versöhnt, ist die Art und Weise, wie die Beziehung zwischen dem Doctor und Clara weiterentwickelt wird. An einer Stelle sagt er, sie sei nicht seine Assistentin, und auch wenn das mit „carer“ und seinem Kommentar „she cares so I don’t have to“ in einen Witz verwandelt wird, steckt da sicher ein Körnchen Wahrheit drin. Obwohl man durch das neue Casting erwarten würde, dass der Doctor eine Mentor-Funktion einnimmt, scheint sich hier eine sehr gleichberechtigte Beziehung zu entwickeln. Den Doctor interessiert Claras Meinung nicht einfach nur, er vertraut darauf. Sie auf der anderen Seite erkennt durchaus seine Unzulänglichkeiten und spricht ihn offen darauf an.
Auch wenn ich hoffe, dass sich der Doctor jetzt nicht die ganze Staffel über selbst in Frage stellt, bietet „Into the Dalek“ doch wieder einige interessante Ansätze. Für ihn ist von Anfang an klar, dass es keine „guten“ Daleks gibt, und er triumphiert geradezu, als er den Beweis erbracht hat, auch wenn es ihren sicheren Tod bedeutet. Aber die Lösung des Problems ist am Ende uneindeutig, denn, gewiss, es gelingt ihm, durch das Wiedererwecken der Erinnerung an die Geburt des Sterns den Dalek auch an das Gefühl zu erinnern, das er dabei hatte, aber macht es aus ihm einen guten Dalek, wenn er sein eigenes Volk tötet? Wohl nur aus Sicht der Menschen. Gleichzeitig erfahren wir, dass auch der Geist des Doctors nicht nur von Schönheit beherrscht wird, sondern ebenso von Hass. „I am not a good Dalek. You are a good Dalek“, sagt der Dalek am Ende, und das ist wohl die Quintessenz dieser Folge, die sich leider scheut, ihre philosophische Tiefe anzuerkennen.
Da wir auch Missy diese Woche wiedersehen und ich sie beim letzten Mal komplett unterschlagen habe, sollte ich wohl an dieser Stelle kurz auf sie eingehen. Mir scheint, wir haben hier den roten Faden der Staffel, doch wer sie ist, ist zur Zeit ebenso unklar wie die Frage, ob das wirklich der Himmel ist, wo all die Leute nach ihrem Tod landen. Die zwei wichtigsten Punkte sind in meinen Augen: Ist sie es, die sicher gehen will, dass der Doctor und Clara einander immer wiederfinden, und wenn ja, warum? Und was hat es damit auf sich, dass sie vom Doctor als ihrem „boyfriend“ sprach?
Inside the Notes. Man achte auf den Blick des Doctors, als diese Soldatin am Anfang sagt „I command you“. Wir lernen Lehrer Danny kennen, einen sozial unbeholfenen Ex-Soldaten, in den sich Clara sofort verguckt. Nett, offenbar ist der Doctor vor drei Wochen in Glasgow einfach verschwunden und findet es völlig in Ordnung, den versprochenen Kaffee erst jetzt vorbeizubringen: „It’s not my fault, I got distracted.“ Und schon wieder diese Ambivalenz: Der Doctor opfert ohne Zögern das Leben eines Soldaten, um das der anderen zu retten. Die Ohrfeige war überraschend und berechtigt, ich hoffe aber, das wird nicht zur Gewohnheit, der Doctor ist ja schließlich kein kleines Kind. Musste sonst noch jemand an die vulkanische Geistesverschmelzung denken? Nein?
3 ½ von 5 miniaturisierten Bananen.