Goldfrapp
Train
2003
Martin Gore ist schuld. Im Grunde kann ich fast alles, was bei mir irgendwie mit Musik zu tun hat, in letzter Instanz auf Depeche Mode zurückführen. Es war das Jahr 2003 und ich zog mir immer noch wie besessen jedes Interview der Band rein, das ich finden konnte. In einem davon wurden sie gefragt, was sie selber so für Musik hören, und da sagte der werte Herr Gore sinngemäß, er habe gerade von seiner Plattenfirma das neue Album von Goldfrapp bekommen und fände es großartig. Natürlich ist es großartig, sonst würde der Mann so etwas nicht sagen.
Bevor ich aber so weit war, das einzugestehen, bemühte ich zunächst mal das Musikfernsehen. Damals, ja damals gab es so was noch. Und da lief sogar tatsächlich Musik! Bei den Neuvorstellungen hörte ich dann zum ersten Mal Goldfrapp, und zwar den Song „Train“. Es war womöglich nicht der ideale Einstieg, weil wenig bei Goldfrapp so klingt, wie ich später herausfand, aber eigentlich war es sowieso nicht in erster Linie der Song, der mich verblüffte. Nein, ich gebe es freimütig zu, es war das Video. In jener Sendung sah ich die unzensierte Version, die ich später nie wieder im Fernsehen sah, und die ich, nun ja, schon ein wenig pornös fand. Aber Alison Goldfrapp mit ihren wilden Locken war mir sofort sympathisch (womöglich die Geburtsstunde von Arwel?).
Bis heute ist „Black Cherry“ das Goldfrapp-Album für mich. Ich kaufte mir den Vorgänger „Felt Mountain“, weil ich „Pilots“ in einer Ambient-Sendung gehört hatte und mochte. (Gott, ich vermisse die Nischensendungen, die es damals bei Viva+ gab!) Im Grunde aber gab mir das Album wenig, und ich war froh, dass die Band bei „Supernature“ den poppig elektronischen Weg weiterging. „Seventh Tree“ ging ein bisschen an mir vorbei, und seit Goldfrapp zu den Anfängen ihres Schaffens zurückgekehrt sind, sind sie für mich eigentlich nicht mehr relevant. Viele Bands haben so etwas, so eine Phase, in der für eine bestimmte Zielgruppe einfach alles stimmt. Spontan fallen mir hier Emiliana Torrini und Bat For Lashes ein, von all diesen Künstlern mag ich im Grunde nur eine begrenzte Spanne ihrer Karriere. Goldfrapp ist für mich „Black Cherry“, und das ist okay, denn ich freue mich für all jene Fans, die „Felt Mountain“ liebten und nun ihre Band wiederhaben. Vielleicht kriege ja auch ich irgendwann die Emiliana Torrini wieder, die ich Ende der 90er so mochte.
Übrigens, warum Emiliana Torrini laut einer Freundin die bessere Björk ist, erzähle ich euch dann ein andermal.