„Das ist längst mehr als ein Job“, stellte er fest. Er hatte vermutlich zu lange die Augen davor verschlossen, dass das nicht mehr die Arwel war, die er früher kannte. Gewiss, sie sah noch genauso aus, war immer noch herzerweichend ungehobelt und von Gefühlen überfordert, aber wenn sie heute jemanden zusammenschiss, war es ihr ernst. Vielleicht hatte sie ihre Berufung gefunden. Vielleicht kompensierte sie auch irgendwas anderes damit, er wusste es nicht. Traurig war, dass er nicht sicher war, ob er diese Arwel noch kennen wollte. „Dir gefällt das“, fügte er leise hinzu.
Es war an dieser Stelle schon mehrmals Thema, wie schwer es ist, kontinuierlich an einem Roman zu schreiben, wenn man gleichzeitig einem Vollzeit-Job nachgeht. Fakt ist aber natürlich auch, ich würde es nicht tun, wenn ich nicht das tiefgreifende Bedürfnis hätte, meine Geschichten zu erzählen. Und so habe ich das Experiment von letztem Jahr wiederaufgenommen und mir zum Ziel gesetzt, jeden Tag eine Seite zu schreiben. Was wenig klingt, macht aufs Jahr gerechnet eine Menge aus, das habe ich während meiner Magisterarbeit gelernt.
Nach der ersten Woche bin ich auch schon um einige Erkenntnisse reicher. Ich denke, das Wichtigste bei dieser Arbeitsmethode ist, dass ich bis zu einem gewissen Grad mein Anspruchsdenken abschalten muss. Es gab Momente, in denen ich schon während des Schreibens dachte, was für ein Unsinn ist das denn? Aber es ist eine Seite, und hey, die Überarbeitung kommt ja sowieso. Ein ganz interessanter Nebeneffekt ist, wie unmittelbar sich Stimmungen auf die Geschichte auswirken. Aus Zeitgründen schreibe ich die Seite immer morgens vor der Arbeit, und als ich an einem Tag schon mit mieser Laune aufwachte, brachen Arwel und Quintus auch prompt einen nicht geplanten Streit vom Zaun. Das Spannende daran: Er passt überraschend gut an dieser Stelle.
Auch wenn es anstrengend ist, werde ich versuchen, an diesem Arbeitsrhythmus soweit wie möglich festzuhalten. Es wird immer Tage geben, an denen gar nichts geht, und bestimmt werde ich die Arbeit einiger solcher Morgenstunden später auch komplett umschreiben müssen. Aber es ist eine Methode, eine, die besser funktioniert, als mich auf Kreativität oder irgendeine Muße zu verlassen.
Bevor das nun aber ganz untergeht, möchte ich auch noch auf ein kleines Jubiläum hinweisen. Wie schon letztes Jahr um Weihnachten herum angekündigt, habe ich hiermit (und sogar schneller als gedacht) den 300. Blogpost verfasst. Kein Grund, sentimental zu werden, aber auch das ein Beweis, wohin kontinuierliche Arbeit an etwas führen kann.