„Jakob, was haben Sie heute Abend getrunken?“
Er sah sie ausdruckslos an. „Sie meinen, den ganzen Abend?“
Die schönsten Momente beim Schreiben sind die, wenn plötzlich alles perfekt ineinandergreift. Man könnte meinen, dass so etwas immer Ergebnis aufwändiger Planungen ist, doch tatsächlich sind es oftmals Zufälle, die dazu führen, dass eine harmlose Andeutung am Beginn eines Textes am Ende entscheidend für die Lösung ist. Zumindest mir geht es so, es mag durchaus Autoren geben, die so was planen. Meine Art zu schreiben ist viel zu chaotisch und intuitiv, um auch nur irgendwas im Voraus zu planen.
Für das aktuelle Kapitel meiner „Arwel“ hatte ich über die Feiertage zum Thema Giftmorde recherchiert. (Und dabei mehr als einmal gedacht, sollte irgendjemand meine Internetaktivitäten überwachen, müsste er mich für schwer gestört und gefährlich halten.) Es sollte irgendwas Originelles, nicht zu häufig Benutztes sein, in flüssiger Form, und mein Vater schlug dann Nikotin vor, was ich erst mal total absurd fand, zumal mir nicht klar war, dass Nikotin nicht in Zigarettenform auf Bäumen wächst.
Wie genial der Vorschlag war, wurde mir trotzdem erst nach ein paar Tagen klar, als sich der Fall in meinem Kopf langsam zusammenzusetzen begann. Ich schreibe kein „CSI: Märchenwelt“, Arwel kommt ohne forensisches Wissen und High-Tech-Labor aus, und deshalb musste es etwas sein, was sie im Zweifelsfall einfach so erkennt. Doch der Clou ist eigentlich ein anderer. Arwel ist starke Raucherin, aber dass man jemanden mit Nikotin umbringen kann, das wusste sie bis dato nicht. Ich hatte immer vor, dass sie mal (vergeblich) versucht, sich das Rauchen abzugewöhnen, und welcher Anlass wäre wohl besser geeignet? Freut euch also im nächsten Kapitel auf eine noch gereiztere Arwel mit akuten Entzugserscheinungen.
Das aktuelle Kapitel stellt derweil eine ernsthafte Herausforderung für mich dar, weil dies der erste klar durchdachte Kriminalfall ist, den ich jemals schreibe. Das heißt, Arwel muss logische Schlüsse ziehen, die richtigen Fragen stellen und die „Tatwaffe“ finden, was ganz furchtbar aufregend ist. Für mich ist es schon jetzt ein Lieblingskapitel, ich hoffe, die Betaleser werden es am Ende genauso sehen.