Eine Frau bekommt erst Blumen geschenkt und wird dann vor die U-Bahn geschubst. War das wirklich Auslöser für das Verschwinden einer anderen Frau? Oder hat ihr Ehemann sie doch ganz klassisch ermordet? Ein Fall, den Watson allein zu lösen versucht. Spoilerwarnung!
Sherlocks Vater bittet ihn um einen Gefallen, weil er ihm kürzlich diese zwei Millionen Dollar Lösegeld geliehen hatte. Die Assistentin eines seiner Rechtsanwälte ist besorgt, weil ihre Schwester Kelly spurlos verschwunden ist, und sie glaubt, deren Ehemann könnte etwas damit zu tun haben. Da Sherlock nicht wild darauf ist, seinem Vater diesen Gefallen tatsächlich zu tun, übergibt er Watson den Fall und widmet sich stattdessen dem Vorkommnis, das scheinbar zum Verschwinden Kellys geführt hat: Eine andere Frau, die sechs Monate zuvor von einem Unbekannten vor die U-Bahn gestoßen wurde, nachdem er ihr Blumen geschenkt hatte. Bald stellt sich heraus, die zwei Fälle sind enger miteinander verknüpft, als irgendjemand ahnen konnte.
Fast möchte ich meinen Stoßseufzer von letzter Woche wiederholen, „Elementary“ hat endlich den richtigen Ton gefunden. Plötzlich macht die Dynamik zwischen Sherlock und Watson richtig Spaß, da ist es auch nicht schlimm, dass der Fall der Woche für den Zuschauer faktisch nicht lösbar war, weil bis zum Schluss kein Hinweis gegeben wurde, dass es einen ähnlichen Schubser-Fall schon mal gegeben hat. Das jedenfalls ist die Serie, die ich zu sehen hoffte, als ich mit meinen Reviews anfing.
Ich schrieb bereits, dass es der Beziehung von Sherlock und Watson merklich gut tut, dass sie nun in keinerlei Abhängigkeitsverhältnis mehr stehen. Tatsächlich lassen sich auch Veränderungen an den Figuren selbst entdecken, die wunderbar subtil ausgearbeitet sind, so dass sie immer noch zur ursprünglichen Charakterisierung passen. Sherlock stellt sich nicht mehr wie ein schmollendes Kind an, sondern versucht, Watson in alles einzubinden, er schätzt ihre Meinung und vertraut auf ihre Fähigkeiten. Sie auf der anderen Seite ist nicht mehr permanent genervt von den Macken Sherlocks, sondern entwickelt langsam eine ähnliche Neugier. Der Part mit ihren Freunden, die eine Intervention starten, ist zwar ein wenig blöd, und dass sie ihren Berufsstatus im Internet ändert noch dazu dick aufgetragen, ansonsten aber macht das Zusammenspiel jede Menge Spaß.
Die Frau mit den Notizen. Interessant, dass der Originaltitel der Folge tatsächlich schon einen Hinweis auf die Lösung des Falls hätte geben können: „Déjà vu all over again“. Der Rückblick war süß, Watsons erste Reaktion auf die Akte ihres neuen Klienten: „Was ist das für ein Name? Sherlock?“ Überhaupt haufenweise grandioser Sätze diese Woche. Sherlock zum Anwalt: „An ihren fiesen Taten erkennt man die Winkeladvokaten.“ Oder seine Erkenntnis: „Das menschliche Gesicht ist wie der Penis.“ Auch gut, als er Watson das lächerliche Fahndungsfoto zeigt und behauptet, er wisse genau, wie der Verdächtige aussieht, und sie dann nur meint: „Ich weiß nicht, machen Sie gerade ’n Witz oder nicht?“ Die Kiste voller Einweghandys, sehr strange. Sherlock erkennt ein Musikstück allein an der Fingerhaltung an der Violine, er muss es nicht mal hören. Die Truhe war so ein mieser red herring, ich glaubte nicht eine Sekunde, dass die Leiche da drin ist. Oh, und: „Meinungen sind wie Arschlöcher, Watson. Jeder hat eins.“
5 von 5 geschubsten Bananen.