Es kann nicht gut enden, wenn ein Ex-Junkie und sein ehemaliger Dealer befreundet bleiben. Vor allem, wenn er ein Tütchen Koks vorbeibringt, damit sein alter Kunde „besser denken“ kann. Spoilerwarnung!
Sherlocks früherer Dealer Rhys quartiert sich bei ihm ein und bittet ihn um Hilfe. Seine Tochter Emily ist entführt worden, und sein Ruhestandspolster von 2 Millionen, das die Entführer verlangen, hat er längst ausgegeben. Alle Spuren führen ins Nichts, trotzdem erregt Sherlock Aufmerksamkeit genug, dass die Entführer Emily einen Finger abschneiden, um zu zeigen, wie ernst sie es meinen. Daraufhin bittet Rhys Sherlock inständig, Drogen zu nehmen, weil er damit seiner Meinung nach cleverer ist.
Es fällt irgendwie nicht so leicht, diese Folge zu bewerten. Auf der einen Seite ist der Fall nicht besonders spannend, Sherlock löst ihn faktisch nicht mal, sondern will am Ende einfach das Lösegeld zahlen. Doch darum geht es hier eigentlich auch gar nicht, es geht darum, dass er sich seiner Vergangenheit stellen muss, wobei ich annehme, dass Rhys eigentlich nur ein Stellvertreter dafür ist, denn wir wissen alle, dass es immer um Irene geht. Trotzdem war John Hannah ein willkommener Besuch, und von einem Logikbruch einmal abgesehen (dazu gleich mehr), fand ich die Folge ausgesprochen fesselnd.
Die Frage, die sich nun natürlich zwangsläufig stellt, ist: War Sherlock auf Drogen tatsächlich besser als ohne? Dem Zuschauer so eine Frage überhaupt zu stellen, ist ein bisschen gemein, denn wir können es nicht wissen und müssen Rhys aufgrund dieser Meinung selbstverständlich verurteilen. Ich sage nicht, er hat recht, aber er könnte, und das ist letztendlich die Versuchung. Wobei hier wie gesagt in meinen Augen ein Logikfehler liegt, denn wenn mich nicht alles täuscht, hat Sherlock zuvor schon mehrmals betont, dass die Drogen eine Art Experiment waren, das außer Kontrolle geriet. Dass er dieses Kapitel abgehakt hat und nicht in Gefahr ist, je wieder welche zu nehmen. (War das nicht sogar der Grund, weshalb er zunächst meinte, er brauche Watson nicht als Aufpasser?) Nun also Spannung dadurch erzeugen zu wollen, dass Rhys ihn zum Nehmen von Drogen verführen will, ist ziemlich absurd, und selbst wenn das nicht Hollywood wäre, hätte es mich sehr überrascht, wenn er schwach geworden wäre. So stark also manche Szenen auch waren (beispielsweise sein Ausraster, als ihm Rhys das Koks gibt), und das ist jetzt explizit nicht auf die schauspielerische Leistung bezogen, sondern auf die Autoren, sie bleiben unglaubwürdig. Vor allem Sätze wie: „Täglich wird meine Abstinenz auf die Probe gestellt.“
Die Notizen. Der Originaltitel „A giant gun, filled with drugs“ ist ein direktes Zitat von Watson. Die Szene in der Disko war so absurd, die haben da echt überhaupt nicht reingepasst. Und Sherlock zu Watsons Bedenken, Rhys könnte erkannt werden: „Er hat eine Mütze auf.“ Sherlock hat Watsons Zyklus berechnet, ugh. Die gleichmäßigen Tattoos verraten den Bundesagenten, das fand ich großartig. Sherlock spricht von seinen „Schriften“, wir sind hier also altmodisch, er hat keinen Blog oder Twitter-Account oder so was? Das mit dem Finger war erschreckend vorhersehbar. (Bis auf die Tatsache, dass Sherlock kostet, was unter dem Fingernagel klebt. Buäh!) Watson macht Angus kaputt, aber keine Sorge, Sherlock bastelt ihn schon wieder zusammen. Rhys nennt sie übrigens Sherlocks „bessere Hälfte“. Oh, und erwähnte ich John Hannah? Nackig!
4 von 5 entführten Bananen.