Hilft man jemandem, rächt sich das meist ganz schnell. Das merkt auch Jaye, die der armen stotternden Bianca einen Job verschafft. Denn bald darauf merkt sie, dass sie immer mehr wie sie selbst wird. Jaye hinterfragt notgedrungen ihre Einzigartigkeit. Spoilerwarnung!
Jaye macht die Bekanntschaft von Bianca, die ihr erst das Portemonnaie klaut, weil sie Benzingeld braucht, es dann aber zurückbringt und ihr sogar noch Geld gibt. Als sich herausstellt, dass Bianca wie ein Weltmeister T-Shirts falten kann, besorgt ihr Jaye einen Job im Souvenirladen und übernimmt es höchstpersönlich, ihr alles Nötige beizubringen. Ein bisschen zu gut, wie es scheint, denn nach und nach verwandelt sich Bianca in eine zweite Jaye, Aussehen und chronisch schlechte Laune inklusive. Jaye glaubt, sie sei eine Stalkerin, doch Bianca erklärt, dass sie in Wirklichkeit Journalistin ist und einen Artikel über ihre Generation schreiben will, und dass sie sie und ihren Lebensstil deshalb studiert hat. Doch noch fehlt ihr der Antrieb, den Artikel auch anzufangen.
Was für eine großartige, großartige Folge! Ich konnte Bianca irgendwie so gar nicht einordnen, ich hielt sie erst für eine Psychopathin, glaubte ihr dann die Geschichte mit der Journalistin, hielt sie wieder für eine Psychopathin, und so weiter. Eigentlich bin ich mir immer noch nicht sicher, wer sie war, denn einige ihrer Aktionen lassen sich wirklich nicht mit ihrem Artikel erklären, sondern schienen einfach nur bösartig zu sein. Aber gerade das macht den Reiz der Folge aus, da fällt es nicht mal ins Gewicht, dass die einzige Anweisung, die Jaye diesmal bekam, vom Plastikfisch in der Bar und einem Plüsch-Chamäleon kamen und aus dem immer gleichen Satz bestand: „Get out her words.“
Die zugrundeliegende Frage lautet doch, kann man ein Leben, wie Jaye es führt, mögen? Von außen betrachtet ist ihr Leben eine Katastrophe, und es nimmt kaum Wunder, dass sich der Satz über sie im biographischen Teil des neuen Buches ihrer Mutter auf „Jaye, a daughter, is 24” beschränkt. (Man beachte, dass bei ihrem Namen sogar auf das Geschlecht hingewiesen werden muss!) Aber während sie das durch Bianca in Frage gestellt sieht, erkennt sie erst selbst, dass sie im Grunde ganz zufrieden damit ist. Sie ist nicht durchs Raster gefallen, das erkennt Bianca sehr früh sehr richtig, sie ist durchgesprungen. Und in gewisser Weise imponiert ihr das, weil sich die meisten von uns nur zu gern unter Druck setzen lassen, von den Eltern, der Schule, dem Vorgesetzten. Man könnte sogar festhalten, dass es ziemlich gemein ist, dass Jaye Bianca am Ende unter Druck setzt, indem sie in ihrem Namen diesen Artikel schreibt und einschickt. Sie hätte ja auch ihren eigenen Namen daruntersetzen können, aber genau das will sie nicht. Sie liebt ihre „stress-less, expectation-free zone“.
Schön, dass man diesmal auch wesentlich mehr von der Familie gesehen hat. Jaye passt da so was von überhaupt nicht rein, dass es schon wieder lustig ist. Finde den Fehler: Karen, Darrin, Sharon, Aaron, Jaye. Und dann der Pizza-Abend, ich dachte erst, ich spinne, aber wenn man mal genau drauf achtet, sind die Kleider der Eltern und Geschwister perfekt aufeinander abgestimmt, wodurch Jaye (und in dem Fall auch die sie imitierende Bianca) komplett raussticht. Und dann die entsetzten Blicke, als der Teller runterfällt, herrlich!
Get out her words! Jayes Einstellung zur Arbeit ist herzerfrischend: Bloß keinen Augenkontakt zum Kunden herstellen, er könnte das als Aufforderung verstehen. Die Szene, in der Jaye der stotternden Bianca das Wort „cute“ abnimmt und exakt in dem Moment Eric da steht. Die Blicke! Sogar Jayes Vater verwechselt Bianca mit ihr und drückt ihr einen Kuss auf die Wange, das war schräg. „Mouth Breather“ hat einen Namen? Immer schon? (Er heißt Alec.) Jaye kann’s einfach nicht lassen, Sharon zu ärgern, in ihrem Artikel reduziert sie sie auf „and a sister, 35“. Wobei ihre Mutter anmerkt, es sei implizit, dass sie lesbisch sei, insofern könne gar nicht sie gemeint sein.
5 von 5 einander imitierenden Bananen.