Schreibstube | KW29

„Ich hab dir immer gesagt, dass die vielen Schokokekse nicht gut sind“, schimpfte Arwel mit dem Weihnachtsmann, während einige andere Elfen ihn aus dem Schornstein zogen – beobachtet von gut einem Dutzend Fernsehkameras.

Wahrscheinlich gibt es sie, die schöpferischen Geistesblitze, in denen sich ein kompletter Roman im Bruchteil einer Sekunde vor dem geistigen Auge entlädt. Ich selber habe noch keinen davon erlebt, meine Ideen schleichen sich an, sagen hey du und verstecken sich dann wieder. So möchte ich euch heute die Geschichte erzählen, wie Arwel zum Leben erwachte.

Ich schreibe seit meinem zwölften Lebensjahr und kam irgendwann während der Pubertät auf die glorreiche, weil preiswerte Idee, meinen Eltern zu Weihnachten eine Geschichte zu schenken. Auf diese Weise entstanden in der Folgezeit einige recht launische Storys über die Erfindung des Nikolaustags, einen in der Sonne schmelzenden Schokohasen, die Gelfs, die jeder beschenken will (sogar schon die alten Ägypter), und ein Drama über den Unfalltod des Osterhasen.

Eines Tages dann schrieb ich jenes schicksalhafte Weihnachtsmärchen, in dem der Weihnachtsmann zu fett für den Schornstein ist und vor laufenden Kameras herausgezogen werden muss. Damals war Arwel nur eine Nebenfigur, und wenn ich ehrlich bin, hatte sie erstaunlich wenig mit der Elfe zu tun, über die ich heute schreibe. Aber sie war da, sie war nicht nett – und sie stieß auf jede Menge Begeisterung in meinem Freundeskreis. Es folgten ein paar lose Abenteuer, aber es dauerte Jahre, bis ich dahinterkam, wohin die Reise führt. Vielleicht weiß ich es noch immer nicht, die Sache entwickelt sich ständig weiter, aber das ist gut, denn meistens wird es dadurch besser.

Auf jeden Fall habe ich beschlossen, dass ich jene erste Geschichte, quasi die Geburtsstunde von Arwel, gerne in den Roman aufnehmen möchte. Als Anhang, als Zugabe, als Zeichen, dass nicht jeder Roman auf einem Geistesblitz beruht. Manchmal ist da einfach nur eine kleine Idee, die hey du sagt.

Rapunzel, schneid dein Haar doch ab!
Detektelfe Arwel, Story Nr. 5
Seite 25 der Überarbeitung (+ 19 Seiten)
Arwel gesamt: 189 Seiten