Musikgeschichten #18

Depeche Mode
One Caress
1993


Moment mal, hatten wir Depeche Mode nicht schon? In der Tat, wie ich 2001 ihr größter Fan wurde und in der Folgezeit zum wandelnden Musiklexikon wurde, das habe ich euch an dieser Stelle schon mal erzählt. Aber Depeche Mode wäre nicht meine Lieblingsband, wenn ich nicht mehr als eine Geschichte über sie zu erzählen hätte. Heute möchte ich davon berichten, wie tiefgreifend ihre Musik mein Schreiben beeinflusst hat.

Ich schreibe Geschichten, seit ich mit zwölf einen Aufsatz über die Welt von übermorgen schrieb, den meine Lehrerin lobte. Anfänglich waren es vor allem die Bücher, die ich las, die meinen Stil und auch meine Themen bestimmten, ich hatte zum Beispiel mal eine ziemlich absurde Douglas-Adams-Phase. Dass auch Musik einen Einfluss haben kann, das entdeckte ich spät und erst durch Depeche Mode. Deren Album „Exciter“ legte nicht nur den Grundstein für mein Fantum, sondern war auch Soundtrack für die erste ernsthafte Geschichte, die ich schrieb. In meinem letzten Familienurlaub im Schwarzwald direkt nach bestandenem Abitur setzte ich jeden Abend die Kopfhörer auf und schrieb die Geschichte zweier Selbstmörder, die ins Leben zurückfinden. Natürlich kann ich nicht beurteilen, ob ich auch ohne Depeche Mode eines Tages an den Punkt gekommen wäre, aber es war eben bedeutend für mich. Zu diesem Zeitpunkt war das Schreiben nicht mehr einfach nur ein lustiges Hobby, ich wollte wirklich etwas sagen.

Was hat es nun aber ausgerechnet mit „One Caress“ auf sich, einem Song, den außer uns Fans keiner kennt? Bevor ich weitererzähle, legen wir eine kurze Pause ein, damit sich jeder das Video ansehen kann. [Dumdideldei …] Und nun bitte Hand hoch, wer überrascht ist, dass mich dieses Video zu einem Roman inspiriert hat, den ich zwar nie geschrieben habe, der aber bestimmt fantastisch geworden wäre. Es sollte um Energiewesen gehen, die als Kind menschliche Gestalt haben und sich deshalb in den Wäldern verstecken, wo sie ausgebildet werden. Dann gab es noch einen Bösewicht, der zwei Kinder entführt, um ihre Kräfte für sich selbst zu nutzen, und überhaupt war alles sehr düster und melancholisch. Einerseits ist es irgendwie cool, so ein Video zu haben, das eine Idee so perfekt umreißt, andererseits ist es auch ein Fluch, weil Worte anders funktionieren als Bilder.

Übrigens, als ich meinen zweiten Roman schrieb, hatte zumindest Martin Gore seine Finger im Spiel. Eines seiner DJ-Sets hörte ich beim Schreiben hoch und runter, und zwar so lange, bis die Kassette völlig im Arsch war.