Was tun, wenn plötzlich unbelebte Gegenstände um einen herum zu sprechen anfangen und einen zu allem Überfluss auch noch herumkommandieren? Obwohl sie ernsthaft an ihrer geistigen Gesundheit zweifelt, geht die junge Jaye darauf ein und gerät dabei in die aberwitzigsten Situationen. Spoilerwarnung voraus!
Die junge Jaye Tyler, die ihr Jahrbuchziel erreicht hat, „over-educated and unemployable“ zu werden, arbeitet in einem Souvenirladen bei den Niagarafällen, wohnt in einem Trailerpark und steht mit dem Leben generell eher auf Kriegsfuß. Als ihr eines Tages ein fehlerhafter Wachslöwe aus dem Automaten einen guten Rat gibt, glaubt sie, nun definitiv verrückt zu werden, weil sie ihn aber anders nicht zum Schweigen bringen kann (er singt die ganze Nacht), lässt sie sich schließlich auf das Spiel ein. Mit Erledigung verschiedener Aufgaben gelingt es ihr, ihre Schwester Sharon besser kennenzulernen und den unglücklich geschiedenen Postboten zu verkuppeln.
Eigentlich kann ich das an dieser Stelle kurz machen: Ich bin hellauf begeistert. Ich bin ohne jedes Hintergrundwissen an die Serie herangegangen und fühlte mich von der ersten bis zur letzten Minute unterhalten, die Figuren sind mit so viel Liebe zum Detail charakterisiert, und vor allem Jaye mit ihrem Sarkasmus hatte sofort meine ganze Sympathie. Die Grundidee überzeugt, auch wenn sie mich an „Joan of Arcadia“ erinnert, was ungefähr zur selben Zeit im Fernsehen lief wie „Wonderfalls“, was wohl auch der Grund ist, warum Jaye an einer Stelle fragt, ob sie mit Satan oder Gott spricht.
Doch wenn ich auch sage, dass ich mir die Serie ohne jedes Vorwissen ausgesucht habe, gibt es durchaus einen Grund, warum ich nun gerade „Wonderfalls“ als neues Projekt ausgewählt habe. Ich gehöre ja nicht zu den Leuten, die sich Serien unbedingt nach den beteiligten Schauspielern aussuchen (nur ganz, ganz manchmal), viel wahrscheinlicher überzeugt man mich mit den beteiligten Autoren. Und einer der Namen, mit denen man sofort meine Aufmerksamkeit hat, ist Bryan Fuller. Zum ersten Mal fiel er mir durch seine Serie „Dead like me“ auf, die wiederum der Grund war, warum ich später auch „Pushing Daisies“ schaute, was bekanntlich eine meiner Lieblingsserien wurde. Tatsächlich hab ich auch nur wegen ihm „Heroes“ eine zweite Chance gegeben, als er damals ins Autorenteam zurückkehrte. (Und ganz aktuell hat er mich sogar für „Hannibal“ begeistert, was mich der Thematik nach zuerst überhaupt nicht angesprochen hat.) Dass mir „Wonderfalls“ bislang durch die Lappen ging, liegt eher daran, dass es die Serie bis heute nicht ins deutsche Fernsehen geschafft hat. Faszinierend aber ist, dass sie als Bindeglied zwischen „Dead like me“ und „Pushing Daisies“ funktioniert, denn Jaye ist im Grunde eine Weiterentwicklung der Figur der abgeklärt zynischen Georgia, wohingegen die skurrilen Figuren an sich eher an „Pushing Daisies“ erinnern.
Hey, that’s my quarter! Wie Jaye die Legende von der Indianerin erzählt, die sich opfert, ist einfach nur göttlich. Ganz absurd war allerdings, dass der Darsteller von Fargo aus „Eureka“ hier auch mitspielt. Nachdem Jaye ihren Zusammenbruch hatte und sich die ganze Familie in ihrem Trailer versammelt, fragt ihr Vater sie doch allen Ernstes, wann sie das letzte Mal einen Orgasmus hatte. Peinlicher geht’s ja wohl nimmer! Laut Jaye arbeiten die meisten Menschen hart und sind trotzdem unglücklich, also kann sie genauso gut unglücklich sein, ohne hart zu arbeiten. „Your ass is ringing.“ Bryan Fuller gibt seinen weiblichen Helden gerne männlich klingende Namen, schon mal gemerkt? Übrigens eine Marotte, die ich total nachvollziehen kann. Am Ende bringt Jaye ihrer Schwester gegenüber sogar ein „I love you“ heraus, findet das gar nicht so doof und besteht dann trotzdem darauf, dass sie das nur an Feiertagen wiederholen sollten.
5 von 5 die ganze Nacht singenden Bananen.
Vorherige Folge
Nächste Folge
Zurück zur Staffelübersicht