Re:visited | Battlestar Galactica

Ich kann mich erinnern, wie ich einmal zu meinen Eltern sagte, sie müssten sich unbedingt „Battlestar Galactica“ ansehen, die Serie sei einfach großartig. Und wie sie darauf meinten, so Kriegsgeschichten würden sie nicht interessieren. Sie haben nie eine Folge „Battlestar Galactica“ geschaut und glauben mir bis heute nicht, dass die Serie ganz anders ist.

Doch eigentlich muss die Geschichte ganz woanders beginnen. Nämlich mit meiner Anfang der 1990er aufblühenden Begeisterung für „Star Wars“, die fast natürlich dazu führte, dass ich mir schließlich auch „Kampfstern Galactica“ ansah und fortan als billigen Abklatsch verteufelte. Was zweifellos nicht die besten Voraussetzungen für ein harmonisches Miteinander zwischen mir und der Serie waren. In meinem damaligen Blog schrieb ich nach der Pilotfolge dann sinngemäß, dass das mit den Filmen zwar offenbar nicht so wahnsinnig viel zu tun hat, was eine gute Sache sei, aber dass sie aus Starbuck eine Frau gemacht haben, ginge ja wohl mal gar nicht! Und überhaupt hätten sich der Editor des Vorspanns und der Komponist des Soundtracks ganz offensichtlich nicht abgesprochen. Ach, ich hätte nicht weiter daneben liegen können!

Irgendwann im Laufe der ersten Staffel wurde ich unmerklich Fan von „Battlestar Galactica“, vor allem aber von Starbuck und dem Soundtrack, was man wohl Ironie nennen könnte. Es ist nicht so, dass es viele starke Frauen in der Science-Fiction geben würde, auch wenn man uns das immer weismachen will. Doch eine Männerrolle mit einer Frau zu besetzen, ist nicht dasselbe wie eine starke Frauenfigur, und nach Ripley aus „Alien“ war Starbuck in meiner kleinen Welt die erste seit langem. Sie war glaubwürdig, weil sie jede Menge Schwächen hatte und ständig Fehler machte. Ich glaube, überhaupt das ist der Grund, warum ich die Serie so sehr mochte, alle Figuren waren Menschen mit Ecken und Kanten, und es fiel oftmals schwer, hier die Guten von den Bösen zu unterscheiden (wenn sie nicht gerade Toaster waren).

Aber es sind die Geschichten, die „Battlestar Galactica“ bis heute zu einer der besten Serien überhaupt machen. Es wurden keine Kompromisse gemacht und es gab keine Tabus, manche Folgen waren furchtbar grausam und schmerzlich, und statt dass sich am Ende wieder alle lieb hatten und irgendein schnulziger Popsong gespielt wurde, drückte man häufig noch mal extra den Finger in die Wunde. Im Grunde tut man der Serie Unrecht, wenn man sie „nur“ als Science-Fiction bezeichnet, denn die Geschichten waren besser als in mancher Dramaserie. Hier kam einfach vieles zusammen, talentierte Autoren, die wirklich was zu sagen hatten, Schauspieler, die all ihr Herzblut in ihre Rollen gesteckt haben, eine unglaubliche Kino-Optik und nicht zuletzt ein Komponist, der diesem Universum seinen ganz eigenen Klang gegeben hat.

Wie gut „Battlestar Galactica“ ist, merkt man, wenn man einfach mal so, völlig aus dem Zusammenhang, irgendeine Folge guckt. Als ich mir kürzlich spontan „Maelstrom“ ansah, war ich sofort wieder mittendrin, das schaffen andere Serien nicht mal im Laufe einer ganzen Staffel. Deshalb, und weil der Vorspann bis zum Schluss so liebenswert chaotisch blieb, wird „Battlestar Galactica“ immer einen der vorderen Plätze belegen, wenn man mich fragt, welche Serien mich am meisten beeindruckt haben.