„Mit anderen Worten, Sie sind der schlauste Mensch der Welt.“ Wer Holmes so etwas an den Kopf schmeißt, braucht nicht erwarten, dass er widerspricht. Trotzdem hockt er erst mal 17 Stunden vor einem Safe und haut dann mit der Axt drauf ein. Nur eines der Highlights dieser wirklich guten Folge. Es folgen Spoiler!
Sherlock Holmes wird hinzugezogen, als ein vermeintlich unbezwingbarer Tresor aufgebrochen wird. Vor einigen Jahren war dies schon einmal einer Gruppe von Dieben gelungen, die jedoch vor Gericht niemals ausgesagt haben, wie sie vorgegangen sind, was Holmes zu der Vermutung führt, es habe einen fünften Täter gegeben, der nicht geschnappt wurde. Doch die Hinweise verdichten sich, dass ein komplett neues Team dafür verantwortlich ist, und Holmes will trotz seiner Genialität einfach nicht einfallen, wie der Tresor zu knacken ist. Aber weil nebenbei etwas Zeit ist, überführt er schnell noch den seit Jahren gesuchten Meisterdieb „Le Chevalier“.
Ich glaube, das ist bisher eine der besten Folgen, ich hab mir so viele Notizen gemacht, und davon ist wirklich nichts negativ. Dass Geschworene mit den gleichen Talenten wie die Angeklagten das Verbrechen kopieren, ist ziemlich witzig, und mir persönlich war es eine Freude zu sehen, dass Sherlock am unknackbaren Tresor schier verzweifelt. Vor allem aber ermitteln er und Watson diesmal endlich zusammen, was der Folge unglaublich gut tut, weil nun auch langsam verständlich wird, was die Zwei aneinander haben. Einfach nur klasse!
In dieser Folge lernen wir außerdem Watsons Mutter und ihren Bruder kennen, was für sich genommen nicht so aufregend ist, aber zu einem interessanten Verhalten seitens Holmes führt. Er erklärt der Mutter die Beratertätigkeit als den Versuch, das Leben anderer von Grund auf neu aufzubauen, damit die wiederum ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten können. Das ist zum einen eine spannende Interpretation des Jobs, auf die vermutlich noch nicht mal Watson gekommen ist. Zum anderen erfahren wir kurz darauf aber auch gleich, dass Holmes kein einziges Wort seiner Rede, die einem Lob ja nun schon verdächtig nahe kam, ernst gemeint hat. Was um fünf Ecken gedacht dann doch wieder ein Lob ist, weil er das Bizarre bevorzugt, und Watson auch, obwohl sie vor ihrer Familie versucht, genauso konventionell zu scheinen, wie sie es sind. Damit ist für mich zwar noch nicht endgültig geklärt, warum Holmes Watson am Ende behalten will, doch Watsons Beweggründe werden schon etwas klarer, als ihre Mutter sagt, sie hätte so ein Funkeln im Blick, wenn es um die Arbeit mit Sherlock geht. Diese wenigen Szenen waren definitiv längst überfällig.
Die Notizen. Sherlocks Liebesleben ist mir ein Buch mit sieben Siegeln. Hatte der wirklich was mit den Zwillingen oder hätte ich sein „eine für beide Seiten gewinnbringende Beziehung“ anders deuten müssen? Sein Hemd zu Beginn der Folge war viel zu eng, aber das sah nicht halb so sexy aus wie bei Benedict Cumberbatch, sorry. Und der Pulli später, der war ja grausam! Der Spruch vom Ausschließen des Unmöglichen, der kommt mir aber auch schwer bekannt vor, hmmm? Als Watson ihn später zitiert mit den Worten „jemand Kluges“ hätte das mal gesagt, meint Sherlock lapidar: „Klingt nach einem Windbeutel.“ Dass er den Van Gogh erst noch ein bisschen behält, um ihn zu bewundern, finde ich übrigens sehr nachvollziehbar. (Aber wie er die Lithografie aufschnitt, das tat weh.) Meine Lieblingsszene war, wo Holmes Watson Frühstück ans Bett bringt und dann steif wie ein Butler daneben stehen bleibt. Die Erklärung mit der Speichelprobe vs. Blutprobe nach der Heilung von Leukämie fand ich großartig, da hat sich mal jemand was Cooles ausgedacht und ordentlich recherchiert!
5 von 5 Bananen im Safe.
Also, ich hätte hier besser differenzieren sollen. Ich behaupte nicht, dass ich Holmes' Rede toll fand, ich sage nur, sie war notwendig, wenn die Autoren irgendwie erklären wollen, warum die Zwei zusammenbleiben. Vor einer Aussage dieser Art haben sie sich nämlich viel zu lange gedrückt. Auf die eher unangebrachte Emotionalität hätte ich dabei auch verzichten können, aber gut, das ist halt Hollywood.
Inzwischen hab ich den Trailer bei Sat.1 auch gesehen, die englischen Promos sind irgendwie immer viel nichtssagender. Jetzt bin ich auf jeden Fall gespannt, und das nicht mehr nur unter modischen Aspekten. 😉
Ja, definitiv eine der besten Folgen, wenn nicht die beste bisher.
Obwohl ich – du weißt, ich hasse Kontruiertes – es schon seeeehr seltsam finde, dass sich unter den beliebig ausgewählten Geschworenen ausgerechnet ein Elektroingenieur, ein Softwareentwickler, ein Schlosser UND die Schwester des neu beraubten Bankchefs befunden haben, die sich auch alle quasi sofort auf einen Raub in dieser Größenordnung eingelassen haben. Also exakt das gleiche Team von damals, und das bei einer Auswahl an… wieviel? Vierzehn Menschen? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für sowas?
Hihi, Sherlock zitiert Sherlock. Oder besser Conan Doyle, aber gut. Das Zitat ist allerdings schon echt bekannt, ein Holmes-Klassiker sozusagen, dass ich ein gaaanz klein wenig mit den Augen gerollt habe, als es hierfür zum hunderste Mal aufgewärmt wurde.
Das mit der Speichelprobe und der Spender-DNA im Blut war clever gemacht, da kommt man nicht gleich drauf. Überhaupt war der Fall lange nebulös, genau so, wie er sein sollte.
Eigentlich hätte ich auf die pseudo-rührselige Lobhudelei Holmes über Watsons großartige Arbeit verzichten können, auch wenn sie nicht ernst gemeint war. Holmes leiert sich sowas aus den Rippen, damit Watsons Familie mit ihr zufrieden ist? Ist er nicht eher der Typ, der zu Watson sowas sagen würde wie: "Kümmern Sie sich nicht um die, die verstehen Sie eh nicht." und fertig?
Das war für mich etwas viel des Guten, und im Gegensatz zu dir fand ich auch die Ansprache der Mutter am Ende etwas überflüssig. Und Holmes hat ihr die Adresse selbst gegeben? Weil er Mutter und Tochter einander näherbringen wollte, oder wieso? Hm, das klingt selbst für Lee-Holmes out of character, und für den echten sowieso.
Es ist, als wollten uns die Macher mit dem Holzhammer eintrichtern, dass Watson Holmes dch nicht verlässt, weil sie – Überraschung! – bemerkt, dass sie viel lieber mit ihm zusammen Fälle lösen will.
Trotdem war das eine sehr gute Folge. Und die Dame in der Waschmaschine nächstes Mal klingt vielversprechend.