Schreibstube | KW05

„Und mit wem habe ich die Ehre?“ fragte Arwel, als sie über die Schwelle trat und sofort ihren Blick durch das weitläufige Zimmer schweifen ließ. Es war sehr geschmackvoll eingerichtet worden, aber vor langer Zeit, mittlerweile sah alles angeschlagen und heruntergekommen aus. Aber vielleicht war das auch gewollt, die Spinnweben trugen ja ebenso zum Gesamtbild bei wie die drei Blondinen, die sich auf dem Sofa räkelten und sie anfauchten.

Einen Roman zu schreiben, ist schon irgendwie eine Art Ausnahmezustand. Bei allen meiner drei Versuche (ich bleibe mal höflich) war es anders, der erste war eine Spielerei ohne jeden Anspruch und entsprechend auch ohne Druck. Den zweiten schrieb ich wie im Rausch, lebte von Kaffee und Schokolade und zu wenig Schlaf, und hinterher waren alle ein bisschen schockiert von meiner düsteren Innenwelt. Einen Roman zu schreiben, ist einfach ein zweischneidiges Schwert; es ist wundervoll, so tief in eine Geschichte einzutauchen und zum Leben zu erwecken, gleichzeitig wird es immer beängstigender, je umfangreicher das Werk wird. Der Druck wird größer, plötzlich fühle ich mich nicht mehr dem Leser verpflichtet, sondern den Figuren. Einen Roman zu schreiben, das ist ein Abenteuer, und zwar mit allen Höhen und Tiefen, die dazugehören.

„Arwel“ ist kein Roman, jedenfalls nicht im traditionellen Sinne, und in gewisser Weise hilft mir das. Indem ich in Etappen arbeite, habe ich nicht die ganze Zeit das Gesamtwerk im Nacken, sondern konzentriere mich nur auf das, was vor mir liegt. Aber mittlerweile bin ich natürlich auch hier an einem Punkt angelangt, wo ich den Umfang nicht mehr ignorieren kann.Und obwohl „Arwel“ formal kein Roman ist, ist es die schwierigste Erfahrung in meiner Schreibkarriere. Es ist weder Spielerei noch Rausch, sondern eine ziemlich rationale Sache, an die ich mit viel Disziplin und Selbstkritik herangehe. Ob es am Ende einen Unterschied macht? Nun, das kann wohl ich am allerwenigsten sagen.

Diese Woche war jedenfalls ein bisschen schwer bei „Arwel“. Ich hab nicht so viel geschafft, wie ich gehofft hatte, das liegt an dem Part der Story, an dem ich gerade hänge. So richtig zufrieden bin ich mit dem Geschriebenen auch nicht, ich krieg die Stimmung nicht so richtig zu fassen. Aber ich werd mich jetzt nicht damit aufhalten, sondern weiterschreiben, meistens krieg ich dann eher ein Gefühl dafür, wo’s hakt. Für nächste Woche geplant ist also der Großangriff von Shea, Lorian und Vampir-Verstärkung beim Bösewicht, um Arwel zu befreien. Puh!

Twilight (AT)
Detektelfe Arwel, Story Nr. 6
Seite 35 (+ 4 Seiten)
Arwel gesamt: 159 Seiten