Schreibstube | KW02

„Wie hat er ausgesehen?“

„Oh, Arwel“, rief sie da aufgeregt, ihre Wunde sofort wieder vergessend. „Weißt du noch, wie wir ‚The Lost Boys‘ geguckt haben und den blonden Typen da so heiß fanden? Den Anführer der Vampire? Der sah echt total genauso aus!“

Besser gut geklaut als schlecht erfunden, ist ein altes Schriftsteller-Credo, über das wir nur irgendwie nicht so gern reden. Es hat den üblen Beigeschmack von Plagiat, obwohl damit doch eigentlich nur gemeint ist, dass man mit offenen Augen und Ohren durch die Welt spazieren soll. Ein gutes Buch kann inspirierend wirken, auch ohne dass man die Idee klaut. Überhaupt halte ich es für äußerst fraglich, ob es noch jemals eine wirklich ganz neue Idee geben wird, es wurde mehr oder weniger schon über alles geschrieben und seither unendlich variiert.

Nun ist noch nicht genau wissenschaftlich erforscht, wie der Schriftsteller-Verstand funktioniert, aber ich stelle ihn mir gern wie die Handtasche meiner Mutter vor, in deren unendlichen Tiefen gelegentlich etwas verschwindet und dann Jahre später zur Überraschung aller wieder auftaucht. Genau so etwas ist mir jetzt auch bei der Lektüre von Douglas Adams passiert. Ich bin ja bekanntlich ein großer Fan seiner Bücher und hatte mir vor einiger Zeit mal wieder „Dirk Gentlys Holistische Detektei“ vorgeknöpft, um für „Arwel“ einen beschreibenden, aber nicht zu ernsten Tonfall zu finden. Ahnt ihr schon, worauf ich hinaus will? Mit Schrecken kam ich nun zu der Stelle, in der Dirks Messingschild beschrieben wird, auf dem zu lesen ist, er sei spezialisiert auf „entlaufene Katzen“. Ohne dass ich es bewusst gemerkt hätte, ist diese Information augenscheinlich in meinem Hirn verlustig gegangen und kam just in dem Augenblick wieder hervorgesprungen, als ich mit „Arwel“ begann. Freilich, ohne zu merken, dass es sich dabei nicht um meine ganz eigene Idee handelt. (Und soviel sei gesagt, Douglas Adams hat mich auch sonst erschreckend stark geprägt.)

Doch zurück zum Tagesgeschäft. Wie ihr der kontinuierlich steigenden Seitenzahl entnehmen könnt, komme ich mit meiner Vampir-Geschichte immer noch sehr gut voran, und das, obwohl ich nunmehr nur noch jeden Abend eine halbe bis ganze Stunde investiere. (Aber das zeigt, wie unheimlich viel Spaß ich daran habe, es flutscht, wie man so schön sagt.) Aktuell befinde ich mich an der Schwelle zum großen Showdown, über den ich an dieser Stelle nichts verraten möchte, und schätze, dass ich nach weiteren knapp zehn Seiten dann wohl auch langsam zum Ende kommen werde. Übrigens sieht es gerade sehr danach aus, dass diese Story die letzte fürs Buch wird, daher wird der Schluss wohl noch mal eine harte Nuss.

Twilight (AT)
Detektelfe Arwel, Story Nr. 6
Seite 31 (+ 6 Seiten)
Arwel gesamt: 155 Seiten