Wie frei kann ein Vampir leben, wenn er ständig fürchten muss, enttarnt zu werden? Dieser spannende Frage widmet sich „Moonlight“ in einer leider nur mäßig spannenden Episode, doch allein, Mick Josef „Dad“ nennen zu hören, ist es irgendwie wert. Spoiler!
Nach seinem kurzen Ausflug ins Menschsein hat Mick beschlossen, nicht mehr ganz so im Verborgenen zu leben. Sich um die Sicherheit eines Starletts zu kümmern, ist allerdings auch nicht die perfekte Lösung, wie sich herausstellt, als sie während einer Party auf einem Luxusdampfer ermordet wird. Der Verdacht fällt schnell auf Dean Foster, einen Paparazzo, der auf ziemlich ungesunde Weise von ihr besessen war. Auch Beth macht bald seine Bekanntschaft, als er sie mit Fotos von Mick erpresst, wie er nach einem Autounfall ohne einen Kratzer wieder aufsteht. Zu allem Überfluss ist ihr neuer Boss bei Buzz Wire ein echtes Ekel, der vor keiner noch so miesen Methode zur Informationsbeschaffung zurückschreckt. Während Mick sich freier fühlt, merkt sie mit einem Mal, welche Gefahr sie selbst für ihn darstellt.
Was für eine Verschwendung einer guten Storyline! Ich muss gestehen, der Fall der Woche hat mich fürchterlich gelangweilt, und das ist besonders traurig, weil alles andere an dieser Folge wirklich gut ist. Die Art, wie Mick damit umgeht, wieder ein Vampir zu sein. Sein Versuch, auf normale Weise Zeit mit Beth zu verbringen. Und natürlich Beth, die ohne Josh keinen Grund mehr hat, an ihrem bisherigen Leben festzuhalten, und alle Leinen kappt, die Mick in Gefahr bringen könnten.
Das Bemerkenswerteste an dieser Folge ist vielleicht, dass sie wie ein Wendepunkt in der Serie wirkt, der die zweite Staffel vorbereiten sollte, die wir leider nie bekamen. Mick auf der einen Seite scheint seine verzweifelte Sehnsucht nach seiner verlorenen Menschlichkeit hinter sich gelassen zu haben. Die Fröhlichkeit, die Flirtlaune, all das, was wir letzte Folge noch auf seine Verwandlung in einen Menschen geschoben haben, das ist alles noch da. Wie selbstironisch klingt er doch, als er bei Tierney im Auto wie ein Mantra vor sich hin murmelt: „You can’t die, you can’t die.“ Noch krasser ist der Schnitt bei Beth, und nun wird auch deutlich, dass Josh nicht allein deshalb rausgeschrieben werden musste, um die Beziehung zwischen Mick und Beth voranzutreiben, sondern auch, weil er ein Anker war, der sie in der Welt der Sterblichen hielt. Sie gibt ihren Job auf, einerseits, weil der neue Boss echt mies ist, andererseits, weil sie fürchtet, dass sie Mick sonst immer wieder in Gefahr bringen wird. Vor allem aber bittet sie Josef, sich um den Paparazzo zu kümmern, und sie weiß sehr genau, was sie mit „kümmern“ meint. Übrigens war das eine der stärksten Szenen der Folge, denn sie zeigte, dass auch Josef sich mehr um Mick sorgt, als er ihm gegenüber je zugeben würde. (Wäre ich nicht ohnehin schon Fan, wäre ich es spätestens jetzt, Jason Dohring spielt genial, denn obwohl er jung aussieht, nimmt man ihm den alten und erfahrenen Vampir ab.)
Tipp-tipp. Keine Ahnung, wie Talbot einzuordnen ist, es hat jedenfalls nicht lang gedauert, bis er Beth zum Essen eingeladen hat. „You should put it up on your Facebook page.“ – „You’ve seen my Facebook page?“ – „Of course I’ve seen your Facebook page.“ Zwei Vampire im 21. Jahrhundert … Abgesehen davon war die ganze Diskussion, ob Josef jetzt Micks „step-sire“ ist, zum Schreien. Und Mick hatte keine Beziehung mehr mit einem Menschen, seit er selbst ein Vampir geworden ist. Er macht indes deutlich, dass er anderen Vampiren in der Zeit nicht abgeneigt war. Dass Beth auf Micks Sofa schläft, war schwer unromantisch, der Mann braucht endlich ein Bett! Dass Josef die Lost Boys schickt, um Dean zu töten, fand ich kurios, das bringt sie am Ende noch auf Ideen, wie sie ihre Konkurrenz loswerden. (Aber ich mochte die kleine Hommage an einen Klassiker unter den Vampirfilmen, „The Lost Boys“.)
3 ½ von 5 von Paparazzi verfolgten Bananen.