Reporterin Beth Turner zieht nach einem seltsamen Mord eine große Story über Vampire auf und gerät dabei unversehens in die Fänge eines Anthropologieprofessors, der einen Blutkult für seine Studenten betreibt. Warnung vor Spoilern!
Eine Tote mit Bissspuren am Hals weckt das Interesse der Sensationsreporterin Beth Turner, die zwar nicht so recht an die Existenz von Vampiren glauben mag, aber trotzdem eine riesengroße Story draus macht. Sehr zum Unwillen der tatsächlichen Vampirbevölkerung von Los Angeles. Vampir und Privatdetektiv Mick St. John nimmt sich des Falls an und findet zusammen mit Beth schon bald heraus, dass sich hier doch sehr menschliche Abgründe auftun. Ein Anthropologieprofessor hält sich selbst für einen Vampir und hat eine Art Kult um sich und sein Blut aufgebaut, dem zahlreiche Gothic-Mädchen anhängen. Zu spät erkennt Mick die Gefahr, als Beth sich auch schon in den Kurs geschmuggelt hat und einem Tête-à-Tête mit dem Professor entgegenblickt.
Eine erste Folge zu bewerten, ist grundsätzlich schwer, zumal dann, wenn man eine Serie zum wiederholten Male ansieht. Ich sehe eine Menge Schwächen, die mich im Nachhinein erstaunen, doch unbestreitbar bleibt auch die visuelle Qualität der Serie, die mich schon beim ersten Sehen beeindruckt hat. Was heute bei teuren Serien normal ist, war bei der Erstausstrahlung von „Moonlight“ noch etwas Besonderes, eine fast kinoreife Optik, die stark mit Farben, aber auch mit Perspektiven spielt. Nicht immer trägt das zur Handlung bei, manchmal wirkt es sogar unpassend, aber man merkt, dass hier Leute am Werk waren, die einen künstlerischen Anspruch haben. Und unter solchen Voraussetzungen sehe ich auch über einige holprige Stellen in der Handlung hinweg.
Bleiben wir beim Thema. Der größte Fehler von „No such Thing as Vampires“ ist vielleicht der, zu viel auf einmal erzählen zu wollen. Das fängt schon mit dem seltsamen Interview am Beginn der Folge an, das eigentlich keinen Sinn ergibt, weil die Vampire unerkannt unter den Menschen leben. Mir ist klar, dass es dazu dient, die „Regeln“ festzulegen, aber es wäre mehr gewonnen gewesen, wenn man das irgendwie in die Handlung eingebettet hätte statt eine Sequenz zu drehen, die ganz offensichtlich nur ein Traum sein kann. Das erste Treffen von Mick und Beth wirkt ein bisschen zu zufällig, und wenn man später erfährt, dass Mick sie bereits seit ihrer Kindheit beobachtet hat, dann ist das eigentlich nur noch seltsam. Warum spricht er Beth gerade jetzt an? Mir wäre eine Antwort auf diese Frage lieber gewesen als der viel zu überstürzte Versuch, die gesamte Vorgeschichte der beiden in einer Folge aufzurollen. Dieses Wissen ist zu dem Zeitpunkt noch gar nicht nötig, sondern führt nur dazu, dass ich denke, uh, wie gruselig, Mick ist ein Stalker.
No such Thing as Notes. Das mit der Blutinjektion war ein bisschen arg krass, das haben die Leute dann aber selber gemerkt, das kommt in der Serie nämlich nie wieder vor. Spannend auch, wie unterschiedlich die Vampire Blut wahrnehmen. Für Mick ist es nur etwas, was er zum Überleben braucht, dennoch hat er offenbar eine Vorliebe für A+. Josef auf der anderen Seite genießt es, Blut zu trinken, er hat dafür sogar Mädchen zur Hand und spricht von Jahrgängen wie bei gutem Wein. (Überhaupt, wie sollte man Josef nicht lieben? „Hungry!“) Mick sagt an einer Stelle, Vampire seien wieder in Mode, das klingt aus heutiger Sicht witzig, aber ich kann mich leider nicht erinnern, ob das bei der Erstausstrahlung auch schon so ein Trend war. Coraline wird als die Böse eingeführt, das ist auch so ein Problem der Rückblende, eigentlich wissen wir nichts über sie. Punktabzug gibt’s von mir auch dafür, dass Mick Beth am Ende retten muss. Die ganze Folge über war sie so tough und clever, da wirkte das aufgesetzt.
Würde ich heute wieder so begeistert auf die erste Folge reagieren? Vielleicht nicht, dramaturgisch gab es in den letzten Jahren Besseres. Aber „Moonlight“ spielt seine Trümpfe sehr gut aus, vor allem in der Besetzung und darin, wie die Zielgruppe angesprochen wird. Die Serie ist so ein bisschen das Bindeglied zwischen „The Vampire Diaries“, bei dem ich vor lauter Teeniequatsch über die erste Folge nie hinausgekommen bin, und „True Blood“, wo es mehr um Sex als um Romantik ging. Visuell kann man „Moonlight“ jedenfalls noch immer in die erste Liga einreihen, und Szenen wie die zaghafte Umarmung am Ende der Folge zeigen auch, wo die Stärken liegen, die es künftig auszuspielen gilt.
4 von 5 Bananen, die keine Vampire sind.
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