Re:Visited | Dark Angel

„Dark Angel“ ist eine von diesen Serien, die erst nach ihrer Absetzung einen gewissen Kultstatus erlangt haben. An mir ging sie bei der Erstausstrahlung 2002 völlig vorbei, damals war ich noch mit „Buffy“ und den „Gilmore Girls“ beschäftigt. Ich glaube, es ist auch eher Zufall oder miesem Fernsehprogramm zu verdanken, dass ich mir den Pilotfilm eines Tages ansah, und um ehrlich zu sein, ich wäre wohl gar kein so großer Fan geworden, wenn der Sender die Serie nicht nach wenigen Folgen schon wieder abgesetzt hätte, und zwar gerade, als sich zwischen Max und Logan was anzubahnen begann. Es war das erste Mal, dass ich mir eine Serie auf DVD kaufte, und das eigentlich nur, weil ich ums Verrecken wissen wollte, wie es weitergeht. Der Witz daran freilich ist, dass aus Max und Logan nie was wurde, doch dazu später mehr.

Erzählerisch ist „Dark Angel“ keine besonders innovative Serie, so ehrlich muss man sein. Es gibt eine Menge Serien, die ihre Geschichte weitaus virtuoser erzählen. Ihren Reiz bezieht sie vor allem aus der zugrundeliegenden Idee von genetisch gezüchteten Supersoldaten, aus der Sicht der Soldaten erzählt, sowie dem endzeitlichen Setting. Diese Art von Zukunftsvision gab es noch nicht, das Genre durchlebte Anfang des Jahrtausends gerade eine Krise, es wurde überhaupt kaum noch ernstzunehmende Science-Fiction produziert. Trotzdem hat man nie viel aus dem Potenzial gemacht, die meisten der Folgen standen für sich allein oder verfolgten eine Idee über maximal drei bis vier Folgen. Überhaupt mochte ich die zweite Staffel sowieso nicht besonders, sie unterschied sich zu radikal von der ersten, trotzdem ist es natürlich schade, dass die geplante dritte Staffel nicht mehr gedreht wurde.

Vielleicht ist es peinlich, dass mich in erster Linie die Beziehung zwischen Max und Logan bis zum Schluss hat dranbleiben lassen. Aber ich fand die Kombination spannend, die hochfrisierte Supersoldatin und der Stratege im Rollstuhl. Dieser Gegensatz wurde viel zu selten ausgespielt und schließlich sogar ganz aufgeben, als man Logan diese komischen Prothesen gab. Warum es allerdings nötig war, Max einen Virus zu verpassen, damit sie Logan nicht mehr berühren kann, das hab ich nie verstanden. Es heißt zwar, dass es mit jeder Serie bergab geht, wenn sich die Protagonisten erst gekriegt haben, aber dann hätte man ja genauso gut auch so weitermachen können wie vorher, also flirten und zurückziehen. Dieses „ich will dich, aber ich kann dich nicht anfassen“ war einfach nur blöd und hat mir die Serie mehr oder weniger verdorben. (Auch deshalb mag ich die erste Staffel lieber.)

Ich hab mich immer mal wieder gefragt, ob ich es bereue, für die Staffelboxen Geld ausgegeben zu haben, weil ich die komplette Serie überhaupt erst jetzt zum zweiten Mal schaue. Aber je mehr ich wieder in die Mythologie einsteige, desto mehr begeistert mich die Serie aufs Neue, sie ist trotz ihrer Schwächen immer noch herausragend und eben so ein kleines bisschen anders. Es ist schade, dass sie nicht viel mehr aus dem Vorhandenen gemacht hat, wobei ich nicht genau sagen könnte, was das ist. Ich hatte nur einfach immer das Gefühl, dass wir lediglich an der Oberfläche kratzen, das Setting wurde zu selten genutzt, die Trennung zwischen Gut und Böse war oft zu statisch, und von Max und Logan wollen wir nicht reden.

Wenn man ein wenig googelt, ist zu erfahren, dass es eine Petition gibt, einen Film zu machen, der noch ungelöste Fragen klärt. Ich weiß nicht, wie sinnvoll so ein Vorhaben wäre, zumal es wohl zwei Romane gibt, die das bereits übernommen haben. Vor allem wäre es nicht dasselbe, nicht nach dieser langen Zeit. Kaum jemand kann mit „Dark Angel“ heute noch etwas anfangen. Und wenn ich so darüber nachdenke, finde ich das sogar ein kleines bisschen schade.