Es ist fünf Jahre her, seit die „Heroes“ auf amerikanischen Fernsehbildschirmen das erste Mal zu sehen waren. Insgesamt vier Staffeln erlebte die Serie, verlor dabei unterwegs aber nicht nur zahlreiche Zuschauer, sondern leider auch den Einfallsreichtum, der sie überhaupt erst so besonders machte. Vor allem die dritte Staffel stellte meine Geduld auf eine harte Probe, und es ist im Grunde nur der Rückkehr von Bryan Fuller zu verdanken, dass ich mir die vierte überhaupt noch ansah. Als die letzte Folge lief, blieb dann doch ein wenig Wehmut, denn das Potenzial für spannende Geschichten war bis zum Schluss da.
Wenn man sich bewusst macht, dass die letzte Staffel erst 2010 gelaufen ist, ist es eigentlich noch zu früh, um sich die Serie schon wieder anzusehen, geschweige denn Sehnsucht zu entwickeln. Aber es war auch ein eher spontaner Entschluss, als ich kürzlich in eine der Wiederholungen der ersten Staffel einschaltete, ich wollte einfach mal gucken, ganz objektiv. Immerhin war „Heroes“ damals eine Sensation, die Kritiker waren begeistert, das Publikum gefesselt, es war etwas völlig Neues. Und ich weiß noch genau, dass ich selbst hin und weg war, weil die Erzählweise so völlig anders und vor allem so eindeutig literarisch war. Jahrelang war es ja eher so gewesen, dass man sich als Autor die Dramaturgie von Serien abguckte, und dann kommt da eine Serie und erzählt einen Roman!
Es spielt im Grunde keine Rolle, welche Folge ich zufällig erwischt habe (obwohl es zufällig eine mit Christopher Eccleston war), aber dadurch, dass ich mir eben nur diese eine Folge angesehen habe, habe ich nun doch endgültig gesehen, woran die Serie letztendlich krankte. Greift man sich nämlich so beliebig eine Folge raus, hat man eigentlich nichts davon, denn sämtliche Handlung arbeitet einem Ziel am Ende der Staffel entgegen, und auf dem Weg dorthin gibt es keine Höhepunkte, noch nicht mal in sich geschlossene Themen, die die Einteilung in Episoden irgendwie rechtfertigen würden. „Heroes“ funktioniert nur als Ganzes, wenn man so will als überlanger Kinofilm, bei dem man freundlicherweise alle 42 Minuten kurz aufs Klo gehen oder sich frische Chips holen kann.
Vielleicht kommt irgendwann der Tag, an dem ich mir tatsächlich die ganze Serie noch mal anschauen werde, und dann eben nicht mit langen Pausen zwischen den Staffeln, sondern in der der Serie eigenen Kapitelstruktur. Denn im Grunde glaube ich bis heute, dass „Heroes“ eine der bedeutendsten Serien der letzten zehn Jahre war, weil sie sich getraut hat, einen eigenen Stil zu haben und das Publikum nicht als willenlose Zombies zu verstehen, deren Aufmerksamkeitsspanne keine zehn Minuten hält.